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Über Nacht wird Russland rot. Am 26. Oktober 1917 stürmen Bolschewiken den Winterpalais in Petrograd, Sitz der bürgerlichen Regierung: Auftakt zum gewagtesten, zugleich grausamsten Gesellschaftsexperiment der Weltgeschichte.
Ein afrikanisches Land versinkt in Hunger und Bürgerkrieg. Um die Versorgung der somalischen Bevölkerung sicherzustellen, schickt die UNO 30.000 Soldaten. Was im Mai 1993 als Operation ?Neue Hoffnung? beginnt, endet im Oktober 1993 in der Resignation. Nach der Ermordung von 17 US-Soldaten durch die Bande des Warlords Farah Aidid ziehen die Amerikaner ihr Kontingent ab.
Hinrichtung auf offener Straße, Schauplatz Saigon: Der südvietnamesische Poliziechef Nguyen Loan exekutiert den schon gefesselten Vietkong Bay Lop. Der Todesschuss, abgefeuert im Februar 1968 während der nordvietnamesischen ?Tet-Offensive?, geht als Foto um die Welt. Immer mehr Amerikaner fragen sich, ob sie auf der richtigen Seite kämpfen. Die Wirkung dieses Bildes steht am Anfang eines Sinneswandels.
Der Sechstagekrieg ist noch in vollem Gang, doch Israel bereits am Ziel: Am 6. Juni 1967 feiern jüdische Soldaten in Jerusalem die Eroberung des Nationalheiligtums, der Klagemauer. Auch sonst gerät der Präventivkrieg zum totalen Triumph. Die Israelis erbeuten die Golan-Höhen, den Gazastreifen, die Westbank und große Teile der Sinai-Halbinsel, nur eines erreichen sie nicht: Frieden.
Er stand nicht im Protokoll, der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt. Vor dem Mahnmal für die Opfer des Warschauer Ghettos knickt es ihn nieder: ?Ich tat, was Menschen tun, wenn Worte versagen.? Das Ausland ist beeindruckt. Nur in Deutschland halten manche die Demutsgeste für übertrieben.
Frieden und Gleichberechtigung sind seine Leitmotive: Nelson Mandela. Der Mann, dessen Willen trotz jahrzehntelanger Gefangenschaft und Verfolgung nie gebrochen wurde, hat es geschafft: Am 10. Mai 1994 wird er zum ersten schwarzen Präsidenten in Südafrika gewählt.
Ein kleiner Schritt für Neil Armstrong, ein teurer für die Vereinigten Staaten: 100 Milliarden Dollar hat die US-Regierung investiert, um den Astronauten der Apollo 11 auf dem Mond hopsen zu sehen. Im Wettlauf zum Mond sind sie damit Sieger vor den Russen. Die schauen, zusammen mit 600 Millionen Fernsehzuschauern, in die Röhre.
Tauwetter in der Tschechoslowakei: Seit Januar 1968 amtiert Alexander Dubcek als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Er will das politische System reformieren. Im Winter beginnt der ?Prager Frühling?, bereits im Sommer weicht er einer neuen Eiszeit. Symbolbild des ohnmächtigen Protests gegen die sowjetische Intervention: Ein Mann protestiert in Bratislava mit aufgerissenem Hemd vor einem Tank. Worte gegen Panzer.
Die deutsche Studentenrevolte hat ihren ersten Märtyrer. Am 2. Juni 1967 wird der Berliner Student Benno Ohnesorg bei "Demonstrationen" gegen den Schah von Persien erschossen. Die Kugeln des Kriminalbeamten Karl-Heinz Kurras setzen eine Spirale der Gewalt in Gang, die schließlich im RAF-Terror kulminiert.
?I am the greatest!? Der Mann ist nicht größenwahnsinnig, er hat Recht. Am 25. Februar 1964 holt sich Cassius Clay in Miami zum ersten Mal den Weltmeistertitel im Schwergewicht. Titelverteidiger Sonny Liston gibt schwer angeschlagen nach sechs Runden auf. Die Boxwelt hat einen neuen Helden und einen neuen Skandal. Clay bekennt sich zur Sekte der ?black muslims? und gibt sich einen neuen Namen: Muhammad Ali.
Seine Worte sind banal. Seine Taten waren böse. Als ?Judenreferent? organisierte der damalige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann die Deportation von Millionen Juden in die Vernichtungslager. Am 11. Mai spürt ihn der israelische Geheimdienst Mossad in Buenos Aires auf. Vor dem Gericht in Jerusalem jammert Eichmann: ?Ich hatte das Unglück, in diese Greuel verwickelt zu werden.? Am 1. Juni wird er hingerichtet.
Castro ante portas. Am 8. Januar 1959 herrscht Festtagsstimmung in der kubanischen Hauptstadt. Nach mehr als fünfjährigem Kampf gegen das Regime des Diktators Baptista zieht Fidel Castro in Havanna ein. Dass daraus die längste Amtszeit eines Regierungschefs im 20. Jahrhundert wird, ahnt niemand - und auch nicht, dass Castro ebenfalls zum Diktator wird.
Stalin ist tot, der Stalinismus lebt. Zumindest in Ungarn. Dagegen erhebt sich am 23. Oktober 1956 das Volk. Eine Woche später verkündet Ministerpräsident Imre Nagy sein Demokratisierungskonzept des ?Dritten Weges?. Moskau geht den Weg der Gewalt. Am 4. November schlagen sowjetische Truppen den Aufstand nieder.
Nach Hause! Im Herbst 1955 öffnen sich für 9.626 deutsche Kriegsgefangene die Tore russischer Kriegsgefangenenlager. Das Wiedersehen mit den Angehörigen verdanken sie dem Verhandlungsgeschick Konrad Adenauers, so scheint es. Tatsächlich war die Freilassung der Soldaten in Moskau längst beschlossene Sache: Ein diplomatisches Detail, das in der kollektiven Freude bedeutungslos bleibt.
Das Ende einer Karriere: Nach seinem Rücktritt als schleswig-holsteinischer Ministerpräsident wird Uwe Barschel tot in einer Badewanne des Genfer Hotels Beau Rivage gefunden. Mord oder Selbstmord? 13 Jahre später ist das wohl dunkelste Politkapitel der Bundesrepublik noch immer nicht aufgeklärt.
Am 29. September 1938 atmet die Welt auf. Am Schlusstag der Münchener Konferenz verzichtet Hitler auf den Einmarsch in Prag und begnügt sich mit dem Sudetenland. Der britische Premierminister Neville Chamberlain lässt sich daheim als Friedensbringer feiern. Nur Hitler ist verärgert. Er hat den Krieg gewollt. Elf Monate später bekommt er ihn.
Ausgerechnet ein Ostagent stürzt den Gestalter der ?Neuen Ostpolitik?. Am 24. April 1974 wird der Kanzlerreferent Günther Guillaume als DDR-Spion enttarnt. Doch auch Gerüchte um angebliche Liebesaffären bringen den Kanzler ins Wanken. Die Bundesrepublik hat ihren bisher größten Politskandal. Willy Brandt zieht die Konsequenzen und tritt zurück.
9. November 1938. Der Nazi-Mob ist los. Hitler hat ihn von der Leine gelassen, als Reaktion auf die Ermordung eines deutschen Diplomaten durch den 17jährigen Herschel Grünspan. Jetzt terrorisieren Horden aus SS, SA und HJ die deutschen Juden, ermorden 400, verschleppen 30.000, brennen Synagogen nieder, plündern jüdische Geschäfte. Mit den Novemberpogromen beginnt eine neue Phase der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
Am 8. Juni 1972 attackieren amerikanische ?Skyraider? das südvietnamesische Dorf Trang Bang. Hier hat sich der Vietkong verschanzt. Mit Napalm wollen die US-Piloten den Feind aus seinen Stellungen bomben. Doch sie treffen unschuldige Dorfbewohner. Ein Cocktail aus Öl, Säure und Benzin regnet auf die neunjährige Kim Phuc. Ihr Foto wird zum Sinnbild des Kriegsschreckens und zum Katalysator des Kriegsendes.
Ein amerikanischer Alptraum: Am 22. November 1963 um 12 Uhr 33 wird Präsident Kennedy in Dallas ermordet. Der vermeintliche Todesschütze ist schnell gefasst: Lee Harvey Oswald. Das Werk eines Einzeltäters? Wilde Verschwörungstheorien ranken sich um das Attentat, verklärende Legenden um das Opfer. Kennedy ist tot, der Mythos um seine Ermordung lebt.
Als die Berliner am 13. August 1961 aufwachen, leben sie in einer geteilten Stadt. Um den Flüchtlingsstrom nach Westen einzudämmen, errichtet die DDR-Führung eine Mauer, einen ?antifaschistischen Schutzwall? im Jargon der SED, in Wirklichkeit einen Gefängniswall für 17 Millionen Insassen. Der 19-jährige NVA-Unteroffizier Conrad Schumann schafft als einer der Letzten den Sprung in die Freiheit.
?Little Boy? detoniert 576 Meter über Hiroshima. Sekunden später verbrennen, verdampfen, verglühen 70.000 Menschen. Es ist der 6. August 1945. Drei Tage später wirft die amerikanische B-29 ?Enola Gay? eine zweite Atombombe ab, diesmal über Nagasaki. Japan kapituliert. Hunderttausende von Zivilisten sind die Bauernopfer eines frühen Friedens.
Es war ein Aufstand der Verzweifelten. Um der Deportation zu entgehen, entschließen sich die 70.000 verbliebenen Bewohner des Warschauer Ghettos zum bewaffneten Widerstand. Erst nach vier Monaten, am 16. Mai 1943, wird die Revolte niedergeschlagen. Die gefangen genommenen Juden werden auf der Stelle hingerichtet oder verschleppt. Das Foto eines kleinen Jungen wird zum Symbol der jüdischen Tragödie.
?Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen?, deklamiert Hitler am 1. September 1939 vor dem Reichstag. Er selbst ist der Aggressor. Diplomatisch abgesichert hat er den Angriff auf Polen durch seinen Pakt mit Stalin. Im Windschatten des mörderischen Krieges zeigen Hitlers Totenkopfverbände in Polen, wozu sie fähig sind.
Als ?Väterchen Stalin? lieben ihn die Ahnungslosen, als Massenmörder kennen ihn die Eingeweihten. Doch die meisten davon sind entweder Mittäter oder tot, umgebracht in den Jahren des ?Großen Terrors?. Im Mai 1937 beginnen die Prozesse gegen 1,5 Millionen Sowjetbürger. 700.000 werden hingerichtet, 500.000 in die berüchtigten GULAGs verschleppt. Sicher ist in der UdSSR nur einer: Stalin.
?God save the Queen!? hallt es am 2. Juni 1953 um 12:33 Uhr durch die Westminster Abbey. Großbritannien hat ein neues Staatsoberhaupt: die 27-jährige Elisabeth II. Fast ein halbes Jahrhundert später sitzt sie noch immer auf dem Thron. Dass der zeitweise ins Wackeln geriet, lag freilich nicht an der Königin, sondern an ihren skandalträchtigen Kindern.
?Oh, die Menschheit und all die Passagiere?, stöhnt ein Radioreporter, als die ?Hindenburg? am 6. Mai 1937 bei New York in Flammen aufgeht. 34 Menschen kommen in dem Inferno ums Leben. Das erste Passagierunglück in der Geschichte der Luftschifffahrt ist zugleich das letzte. Die große Zeit der Zeppeline ist vorbei.
Eine Pleite wird zum Publicity-Coup. Mao Tse-Tung flieht mit 100.000 kommunistischen Kämpfern vor den Truppen des Tschiang Kai-Tscheks. Nach 12.000 Kilometern ist nur noch ein Viertel der Männer am Leben. Doch auf dem Gewaltmarsch durch elf Provinzen macht Mao sich bei der Bevölkerung einen Namen. Fünfzehn Jahre später geht die propagandistische Saat auf. Mao gründet die Volksrepublik China.
Panik an der Wallstreet. Die Kurse stürzen ins Bodenlose und Millionen Amerikaner in Armut und Arbeitslosigkeit. Der New Yorker Börsencrash vom 24. Oktober 1929 entwickelt sich zur Weltwirtschaftskrise, deren Folgen insbesondere Deutschland zu spüren bekommt: Die Totenglocke der jungen Demokratie.