Claus Peymanns Inszenierung des Schillerschen Dramas zeigt "Wilhelm Tell" nicht als flammenden Aufruf, als Pamphlet. Ihm geht es mehr um das Ausloten möglicher Verhaltensweisen in einem hochbrisanten gesellschaftlichen Konflikt, in dem es um Themen wie Macht, Unterdrückung, Rebellion und Menschenrecht geht.
Nestroys "Höllenangst" spiegelt die deprimierende Vergeblichkeit der Revolte von 1948 wieder: Nicht nur die Mächtigen halten an der bestehenden Ordnung fest, auch die Ohnmächtigen haben sie so verinnerlicht, dass jede Veränderung, ihres Glaubens nach, nicht mit rechten Dingen zugehen kann.
Shakespeares "Viel Lärmen um Nichts" besteht aus schlagfertigen Dialogen, komplizierten Wortspielen, extravaganten Geistesblitzen und sexuellen Anzüglichkeiten. Die Hauptfiguren werden durch unwahre Berichte anderer wie auch durch eigene falsche Eindrücke - durch "nichts" also, zu ihren Handlungen veranlasst.
"Nach Moskau ..." - eine Stadt wird in Tschechows "Drei Schwestern" zum Inbegriff menschlicher Sehnsüchte und Träume von Glück. Auf den ersten Blick führen Mascha, Olga und Irina, die in einer kleinen Provinzhauptstadt wohnen, kein schlechtes Leben. Doch die Jahre vergehen, Verzweiflung und Resignation entstehen.
"Der Kaufmann von Venedig" ist nicht nur ein Stück über einen Juden, sondern auch ein Stück über Geld und über eine Geldgesellschaft. Gert Voss macht aus der Symbolgestalt des Erniedrigten den Mann von nebenan. Der Mythos vom gepeinigten Juden bekommt beklemmende Realität, eine Heutigkeit, die beunruhigt.
"Ein Bruderzwist in Habsburg" ist der Versuch eines dichterischen Grüblers, die Schwächen und Mirakel einer von latentem Zusammenbruch bedrohten Monarchie ethisch und philosophisch zu ergründen. Es ist die Staatstragödie der Macht in ihrer Ohnmacht. Resignation und Kompromiss kennzeichnen dieses Drama.
Gleich zwei ehemalige Geliebte hat sich der junge Baron Jaromir auf seinen Landsitz eingeladen. Früher hat der Diener Theodor seinem Herrn bei dessen amourösen Abenteuern beigestanden, aber dass die nun in der Ehe fortgesetzt werden sollen, empört den Diener zutiefst. Durch Intrigen vereitelt er die Pläne seines Herrn.
Raimunds berühmtes Zaubermärchen handelt von dem reichen Herrn von Flottwell, der Verschwendung mit Lebensfreude und Besitz mit Glück verwechselt, falschen Freunden und Dienern auf den Leim geht, bis er alles verliert und schließlich auf Almosen angewiesen ist. Doch über allem wacht die gute Fee Cheristane.
Karl Schönherrs Drama "Der Weibsteufel" ist ein rabiates Stück Volkstheater, eine Strindbergiade um eine Frau und zwei Männer und eine erotische Gaunerkomödie. Der Gauner erfährt, dass ihm die Polizei einen jungen Grenzjäger auf seine attraktive Frau "ansetzt", um ihm das Handwerk zu legen...
Es ist vor allem das Fremde, das George Tabori bei seiner Inszenierung von Shakespeares "Othello" fasziniert haben mag. Gert Voss schafft die Anverwandlung des Fremden und schlüpft in die Figur des Schwarzen, der sich oberflächlich in die heutige Männergesellschaft eingefügt hat und doch am Rande des Chaos lebt.
Richard Wagner's "Mea Culpa" ist ein Parsifal aus drei Akten, in dem der Patient Christopf Schlingensief und seine Verlobte durch Phasen verschiedener Behandlungen in der Klinik begleitet werden: 1. Akt: Ein Blick aus dem Jenseits ins Hier, 2. Akt: Jenseits der Grenze und 3. Akt: Ein Blick ins Jenseits.
Frau Erbsenstein, eine reifere Dame, frisch verlobt mit dem jungen Herrn von Gigl, ist das, was man eine gute Partie nennt.
Liliom, der Jahrmarktsgehilfe, der aus Unkenntnis des Lebens zum Verbrecher, aus Scham vor der Geliebten und dem noch ungeborenen Kind zum Selbstmörder wird, in ein Jenseits kommt, im Fegefeuer gesänftigt wird, und dennoch die Kraft hat, seine Hinterbliebenen im Tiefsten zu versöhnen.
2008 inszenierte Rolf Teigler die "Penthesilea" mit 14 Moabiter Laiendarstellern aus verschiedenen kulturellen Hintergründen. Ort der Handlung: Ein altes, leerstehendes Freibad in Berlin. Statt um den Trojanischen Krieg geht es um zwei rivalisierende Großstadtbanden - dabei bleibt Teigler beim Originaltext des Dramas.
William Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" wurde auf den Festspielen in Salzburg im Jahr 1973 mit einer großartigen Besetzung dargeboten: Es standen Klaus Maria Brandauer, Christiane Hörbiger, Josef Meinrad, Helmuth Lohner und Sabine Sinjen auf der Bühne. Die Aufführung ist bis heute bezaubernd geblieben.
Faust I ist ein weltberühmtes Theaterstück, Faust II galt schon zu Goethes Lebzeiten als unspielbar. Eine Bremer Schule, ein kompletter Stadtteil der Hansestadt und ein Weltorchester nehmen die Herausforderung an und bringen die Idee des Komponisten Karsten Gundermann auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
"Wallensteins Lager", "Die Piccolomini" und "Wallensteins Tod" liegen hier auf zwei DVDs als Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin von 1987 vor. Exzellente Schauspieler präsentieren Friedrich Schillers Geschichte vom Scheitern des Feldherren Wallenstein mit der Vision einer besseren Gesellschaft.
1944 erhielt der Komponist Hans Krása im KZ Theresienstadt den Befehl, mit den Kindern des Lagers eine Oper aufzuführen. Die Nazis brauchten einen Propagandafilm und ein Projekt, das sie dem internationalen Roten Kreuz zeigen konnten. Nach dessen Besuch wurden alle Mitwirkenden deportiert und ermordet.
Leander Haußmann wagt sich an den ganz großen Theaterstoff: Seine Verfilmung des Schiller-Werks rund um Liebe und Tod überträgt den Bühnenstoff mit einer Top-Besetzung ins Fernsehen. Ferdinand weigert sich, eine arrangierte Ehe einzugehen, doch seine wahre Beziehung scheitert an einer bösen Intrige.
Der Pantomime Werner Müller setzt die grotesk-komische Lyrik Christian Morgensterns in Körperkunst um und das Ergebnis ist zum Schreien komisch. Mit einem Gesicht wie Knetmasse, herausragenden Pantomime-Fähigkeiten und seiner wandelbaren Stimme veranschaulicht Müller einige Werke des deutschen Dichters.
Die erste Box "Großes Berliner Theater" mit drei DVDs umfasst sechs spannende Inszenierungen der großen Berliner Bühnen zwischen 1980 und 1990: "Blaue Pferde auf rotem Gras", "Der zerbrochene Krug", "Der Hauptmann von Köpenick", "Diktatur des Gewissens", "Nathan der Weise" und "Die Übergangsgesellschaft".
Franz Grillparzers Lustspiel von 1838 hat schon viele Interpretationen und Neuauflagen erlebt. Die vorliegende Fassung nimmt der ursprünglichen Komödie etwas von ihrer Leichtigkeit - die Zuschauer erleben das Stück als Drama über die schwelende Gewaltbereitschaft im vermeintlich zivilisierten Europa.
Was Hugo von Hofmannsthal einst als Weltendrama inszeniert hatte, ist inzwischen durch moderne Fassungen und Interpretationen wie auf dem Salzburger Domplatz zu einer persönlichen Geschichte und Sinnsuche geworden. Die vorliegende Fassung des "Jedermann" wurde von Regisseur Gernot Friedel 2000 umgesetzt.
Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena" mit dem ernsten Unterton auf die Bühne zu bringen, ist gar nicht so einfach. In der vorliegenden Fassung ist es dem Regisseur Johannes Schaaf mit den Schauspielern Klaus Maria Brandauer, Romuald Pekny, Marianne Nentwich und Rosemarie Fendel aber ideal gelungen.
Diese DVD enthält drei Episoden. "Drei Schwestern" erzählt von den Träumen und Sehnsüchten der Frauen in einer russischen Provinz. "Der Menschenhasser" ist Alceste, dessen Wertvorstellungen nicht weit verbreitet sind. "Egmont" erzählt die Geschichte des Freiheitskämpfers Graf Egmont in den Niederlanden.
Diese DVD enthält drei Stücke Bertolt Brechts. "Die Tage der Commune" zeichnen Sieg und Niedergang der ersten proletarischen Diktatur nach. "Herr Puntila und sein Knecht Matti" handelt von der Sehnsucht nach Gleichheit, und "Der kaukasische Kreidekreis" ist ein Stück um Zugehörigkeit und Gerechtigkeit.
Illyrien droht in der Melancholie zu versinken, als Viola nach einem Schiffbruch in die Stadt kommt. Als Mann verkleidet tritt sie in die Dienste des Herzogs Orsino und verliebt sich in ihn. Orsino selbst brennt für die Gräfin Olivia, die wiederum Gefallen an dem neuen Bediensteten des Herzogs findet.
Monsieur Pontagnac verfolgt Madame Vatelin bis in ihre Wohnung - zwar mit den besten Absichten, die nur leider moralisch nicht ganz einwandfrei sind. So gerät er in akuten Erklärungsnotstand, als zuerst sein alter Freund und Gatte eben dieser Dame, Monsieur Vatelin, und dann auch noch seine eigene Frau auftauchen.
Goldonis heiter melancholische Komödie über jene Zeit des Jahres, die heute nüchtern auf den zweiwöchigen Urlaub verknappt ist. Zunächst der Aufbruch in die Sommerfrische: Tage höchster Aufregung. Dann der Aufenthalt selbst mit Müßiggang und großen Gefühlen und schließlich die Rückkehr in alltägliche Probleme.
Grillparzers Lustspiel "Weh dem, der lügt!" von 1838 verweist auf die Grenzen des Sagbaren, auf das Spiel von Lüge und Täuschung in einer "buntverworrenen" Wirklichkeit. In einer spektakulären Inszenierung von Martin Kusej wird aus der Moralkomödie das Drama der Gewaltbereitschaft des zivilisierten Europa.