1910 in Wien uraufgeführt und eines der erfolgreichsten Bühnenstücke seiner Zeit erzählt "Glaube und Heimat" heute an der Familie des alten Rott, am Beginn eines neuen Jahrtausends, exemplarisch von unserem Umgang mit dem Fremden: ein apokalyptischer Bilderbogen von brutaler Ausgrenzung und Vertreibung.
Claus Peymanns Inszenierung des Schillerschen Dramas zeigt "Wilhelm Tell" nicht als flammenden Aufruf, als Pamphlet. Ihm geht es mehr um das Ausloten möglicher Verhaltensweisen in einem hochbrisanten gesellschaftlichen Konflikt, in dem es um Themen wie Macht, Unterdrückung, Rebellion und Menschenrecht geht.
Im Jahr 1391 erschlägt der gepeinigte Knecht Klaus seinen Gutsherrn und flieht nach Stralsund. Er nennt sich nun Störtebeker und macht sich einen Namen als erfolgreicher Kaperfahrer. Sein Leben soll nie von längeren friedvollen Phasen geprägt sein - Krieg und Verfolgung treiben ihn immer weiter voran.
Illyrien droht in der Melancholie zu versinken, als Viola nach einem Schiffbruch in die Stadt kommt. Als Mann verkleidet tritt sie in die Dienste des Herzogs Orsino und verliebt sich in ihn. Orsino selbst brennt für die Gräfin Olivia, die wiederum Gefallen an dem neuen Bediensteten des Herzogs findet.
Franz Grillparzers Lustspiel von 1838 hat schon viele Interpretationen und Neuauflagen erlebt. Die vorliegende Fassung nimmt der ursprünglichen Komödie etwas von ihrer Leichtigkeit - die Zuschauer erleben das Stück als Drama über die schwelende Gewaltbereitschaft im vermeintlich zivilisierten Europa.
Diese DVD enthält drei Stücke Bertolt Brechts. "Die Tage der Commune" zeichnen Sieg und Niedergang der ersten proletarischen Diktatur nach. "Herr Puntila und sein Knecht Matti" handelt von der Sehnsucht nach Gleichheit, und "Der kaukasische Kreidekreis" ist ein Stück um Zugehörigkeit und Gerechtigkeit.
William Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" wurde auf den Festspielen in Salzburg im Jahr 1973 mit einer großartigen Besetzung dargeboten: Es standen Klaus Maria Brandauer, Christiane Hörbiger, Josef Meinrad, Helmuth Lohner und Sabine Sinjen auf der Bühne. Die Aufführung ist bis heute bezaubernd geblieben.
"Der Kaufmann von Venedig" ist nicht nur ein Stück über einen Juden, sondern auch ein Stück über Geld und über eine Geldgesellschaft. Gert Voss macht aus der Symbolgestalt des Erniedrigten den Mann von nebenan. Der Mythos vom gepeinigten Juden bekommt beklemmende Realität, eine Heutigkeit, die beunruhigt.
2008 inszenierte Rolf Teigler die "Penthesilea" mit 14 Moabiter Laiendarstellern aus verschiedenen kulturellen Hintergründen. Ort der Handlung: Ein altes, leerstehendes Freibad in Berlin. Statt um den Trojanischen Krieg geht es um zwei rivalisierende Großstadtbanden - dabei bleibt Teigler beim Originaltext des Dramas.
Die erste Box "Großes Berliner Theater" mit drei DVDs umfasst sechs spannende Inszenierungen der großen Berliner Bühnen zwischen 1980 und 1990: "Blaue Pferde auf rotem Gras", "Der zerbrochene Krug", "Der Hauptmann von Köpenick", "Diktatur des Gewissens", "Nathan der Weise" und "Die Übergangsgesellschaft".
Diese DVD enthält drei Episoden. "Drei Schwestern" erzählt von den Träumen und Sehnsüchten der Frauen in einer russischen Provinz. "Der Menschenhasser" ist Alceste, dessen Wertvorstellungen nicht weit verbreitet sind. "Egmont" erzählt die Geschichte des Freiheitskämpfers Graf Egmont in den Niederlanden.
"Wallensteins Lager", "Die Piccolomini" und "Wallensteins Tod" liegen hier auf zwei DVDs als Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin von 1987 vor. Exzellente Schauspieler präsentieren Friedrich Schillers Geschichte vom Scheitern des Feldherren Wallenstein mit der Vision einer besseren Gesellschaft.
Der Clown Hugo liebt die Seiltänzerin, und als er sie stürzen sieht, will auch er nicht mehr leben. Doch die Selbstmordversuche eines Clowns können nicht anders als komisch sein. Schließlich zieht er in die Welt hinaus und erlebt schräge und höchst spannende Abenteuer - ein Fußtheater der Extraklasse.
Die Künstlerin Anne Klinge interpretiert Mozarts Zauberflöte neu als Fußtheater: Virtuos verwandelt sie ihre Füße in die vertrauten Personen, lässt Pamina und Tamino, Papagena und Papageno, die Königin der Nacht und Sarastro aufeinandertreffen. Untermalt wird das Spiel von Ausschnitten der Originaloper.
Der Pantomime Werner Müller setzt die grotesk-komische Lyrik Christian Morgensterns in Körperkunst um und das Ergebnis ist zum Schreien komisch. Mit einem Gesicht wie Knetmasse, herausragenden Pantomime-Fähigkeiten und seiner wandelbaren Stimme veranschaulicht Müller einige Werke des deutschen Dichters.
Wo die Liebe hinfällt, gibt es meistens früher oder später Probleme. Das zeigen auch die heiteren Episoden des Fußtheaters auf dieser DVD: Eine alternde Chansonette beginnt eine nicht ungefährliche Affäre, ein Fischer macht den Fang seines Lebens und ein kleiner Zauberer hat internationalen Erfolg.
Leander Haußmann wagt sich an den ganz großen Theaterstoff: Seine Verfilmung des Schiller-Werks rund um Liebe und Tod überträgt den Bühnenstoff mit einer Top-Besetzung ins Fernsehen. Ferdinand weigert sich, eine arrangierte Ehe einzugehen, doch seine wahre Beziehung scheitert an einer bösen Intrige.
Faust I ist ein weltberühmtes Theaterstück, Faust II galt schon zu Goethes Lebzeiten als unspielbar. Eine Bremer Schule, ein kompletter Stadtteil der Hansestadt und ein Weltorchester nehmen die Herausforderung an und bringen die Idee des Komponisten Karsten Gundermann auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
Im Seminar im Musischen Zentrum Wien, das hier gezeigt wird, interpretieren die Teilnehmer die fünfte Szene aus Bertolt Brechts "Die Ausnahme und die Regel" als Lehrstückspiel immer wieder neu. Da der Text stets derselbe ist, bleibt nur die körperlich-geistige improvisierende Haltung für die Einfärbung.
1944 erhielt der Komponist Hans Krása im KZ Theresienstadt den Befehl, mit den Kindern des Lagers eine Oper aufzuführen. Die Nazis brauchten einen Propagandafilm und ein Projekt, das sie dem internationalen Roten Kreuz zeigen konnten. Nach dessen Besuch wurden alle Mitwirkenden deportiert und ermordet.
"Ein Bruderzwist in Habsburg" ist der Versuch eines dichterischen Grüblers, die Schwächen und Mirakel einer von latentem Zusammenbruch bedrohten Monarchie ethisch und philosophisch zu ergründen. Es ist die Staatstragödie der Macht in ihrer Ohnmacht. Resignation und Kompromiss kennzeichnen dieses Drama.
Raimunds berühmtes Zaubermärchen handelt von dem reichen Herrn von Flottwell, der Verschwendung mit Lebensfreude und Besitz mit Glück verwechselt, falschen Freunden und Dienern auf den Leim geht, bis er alles verliert und schließlich auf Almosen angewiesen ist. Doch über allem wacht die gute Fee Cheristane.
"Die Jagdgesellschaft" beschreibt mit der Figur des Generals den Finalzustand eines Mannes, dem Natur noch "gehörte" - im doppelten Sinne: Besitzer und Bewohner eines Waldes.
Schauplatz in Thomas Bernhards "Theatermacher" ist der verkommene Theatersaal des Gasthofs "Schwarzer Hirsch" in Utzbach. Dort will der ehemalige Staatsschauspieler Bruscon seine Weltkomödie "Das Rad der Geschichte" aufführen, deren Höhepunkt und Voraussetzung die absolute Finsternis sein soll.
Wien 1988. Wenige Tage vor dem 50. Jahrestag von Hitlers Einmarsch in Wien stürzt sich Prof. Schuster, ein aus England heimgekehrter Emigrant wegen antisemitischen Anfeindungen, aus dem Fenster seiner Wohnung auf den Heldenplatz. Nach dem Begräbnis versammeln sich seine labile Witwe, Familie und Freunde eben dort.
In Shakespeares Komödie prallen Wirklichkeiten aufeinander. Die Männer kehren aus dem Krieg zurück ins "heimische Paradies", in dem die Frauen ganz gut ohne Männer zurechtkamen. Sie fühlen sich fremd in dieser Welt, in der nicht mehr mit Schwertern um den Sieg, sondern mit Worten um Gefühle gekämpft wird.
Elisabeth II. in Wien: Um sie zu begrüßen und ihr zuzujubeln, kommen Repräsentanten der hohen Wiener Gesellschaft in die Wohnung des Großindustriellen Rudolf Herrenstein im herrschaftlichen Palais am Opernring. Es wird ein schreckensvoller Tag für den kranken, halbblinden, scheuen Rudolf Herrenstein.
Grillparzers Lustspiel "Weh dem, der lügt!" von 1838 verweist auf die Grenzen des Sagbaren, auf das Spiel von Lüge und Täuschung in einer "buntverworrenen" Wirklichkeit. In einer spektakulären Inszenierung von Martin Kusej wird aus der Moralkomödie das Drama der Gewaltbereitschaft des zivilisierten Europa.
Im Zentrum der Aufführung steht das ungleiche Paar: Der schüchterne Weltverbesserer Rosmer und die geheimnisvolle Frau, Rebekka, die mit ihren Künsten, all ihrer Kraft nicht sich selbst die Erfüllung zaubern kann, nach der sie sich sehnt. "Rosmersholm" wird zu einem wundervollen, aufregenden Liebesdrama.
In Nestroys "Der Zerrissene" geht es um zwei Dinge: Geld und Liebe. Die Hauptfigur ist der reiche Herr von Lips - geprägt von Lebensekel und Misanthropie. Karlheinz Hackl gelingt die Psychostudie eines Mannes mit Weltschmerz. Von inneren Furien gehetzt, flüchtet er in den Galgenhumor des verhinderten Selbstmörders.