Claus Peymanns Inszenierung des Schillerschen Dramas zeigt "Wilhelm Tell" nicht als flammenden Aufruf, als Pamphlet. Ihm geht es mehr um das Ausloten möglicher Verhaltensweisen in einem hochbrisanten gesellschaftlichen Konflikt, in dem es um Themen wie Macht, Unterdrückung, Rebellion und Menschenrecht geht.
1910 in Wien uraufgeführt und eines der erfolgreichsten Bühnenstücke seiner Zeit erzählt "Glaube und Heimat" heute an der Familie des alten Rott, am Beginn eines neuen Jahrtausends, exemplarisch von unserem Umgang mit dem Fremden: ein apokalyptischer Bilderbogen von brutaler Ausgrenzung und Vertreibung.
Nestroys "Höllenangst" spiegelt die deprimierende Vergeblichkeit der Revolte von 1948 wieder: Nicht nur die Mächtigen halten an der bestehenden Ordnung fest, auch die Ohnmächtigen haben sie so verinnerlicht, dass jede Veränderung, ihres Glaubens nach, nicht mit rechten Dingen zugehen kann.
William Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" wurde auf den Festspielen in Salzburg im Jahr 1973 mit einer großartigen Besetzung dargeboten: Es standen Klaus Maria Brandauer, Christiane Hörbiger, Josef Meinrad, Helmuth Lohner und Sabine Sinjen auf der Bühne. Die Aufführung ist bis heute bezaubernd geblieben.
Das bewegte Leben des Juristen und Lebemannes Giacomo Casanova hat das Publikum immer schon fasziniert. Die vorliegenden "Giacomo-Variationen" von Martin Haselböck und Michael Sturminger lassen die Kultfigur durch John Malkovich und Florian Boesch zu Musik von Mozart und Lorenzo Da Ponte darstellen.
Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena" mit dem ernsten Unterton auf die Bühne zu bringen, ist gar nicht so einfach. In der vorliegenden Fassung ist es dem Regisseur Johannes Schaaf mit den Schauspielern Klaus Maria Brandauer, Romuald Pekny, Marianne Nentwich und Rosemarie Fendel aber ideal gelungen.
Was Hugo von Hofmannsthal einst als Weltendrama inszeniert hatte, ist inzwischen durch moderne Fassungen und Interpretationen wie auf dem Salzburger Domplatz zu einer persönlichen Geschichte und Sinnsuche geworden. Die vorliegende Fassung des "Jedermann" wurde von Regisseur Gernot Friedel 2000 umgesetzt.
Diese DVD enthält drei Stücke Bertolt Brechts. "Die Tage der Commune" zeichnen Sieg und Niedergang der ersten proletarischen Diktatur nach. "Herr Puntila und sein Knecht Matti" handelt von der Sehnsucht nach Gleichheit, und "Der kaukasische Kreidekreis" ist ein Stück um Zugehörigkeit und Gerechtigkeit.
Diese DVD enthält drei Episoden. "Drei Schwestern" erzählt von den Träumen und Sehnsüchten der Frauen in einer russischen Provinz. "Der Menschenhasser" ist Alceste, dessen Wertvorstellungen nicht weit verbreitet sind. "Egmont" erzählt die Geschichte des Freiheitskämpfers Graf Egmont in den Niederlanden.
2008 inszenierte Rolf Teigler die "Penthesilea" mit 14 Moabiter Laiendarstellern aus verschiedenen kulturellen Hintergründen. Ort der Handlung: Ein altes, leerstehendes Freibad in Berlin. Statt um den Trojanischen Krieg geht es um zwei rivalisierende Großstadtbanden - dabei bleibt Teigler beim Originaltext des Dramas.
Der Pantomime Werner Müller setzt die grotesk-komische Lyrik Christian Morgensterns in Körperkunst um und das Ergebnis ist zum Schreien komisch. Mit einem Gesicht wie Knetmasse, herausragenden Pantomime-Fähigkeiten und seiner wandelbaren Stimme veranschaulicht Müller einige Werke des deutschen Dichters.
"Ein Bruderzwist in Habsburg" ist der Versuch eines dichterischen Grüblers, die Schwächen und Mirakel einer von latentem Zusammenbruch bedrohten Monarchie ethisch und philosophisch zu ergründen. Es ist die Staatstragödie der Macht in ihrer Ohnmacht. Resignation und Kompromiss kennzeichnen dieses Drama.
Raimunds berühmtes Zaubermärchen handelt von dem reichen Herrn von Flottwell, der Verschwendung mit Lebensfreude und Besitz mit Glück verwechselt, falschen Freunden und Dienern auf den Leim geht, bis er alles verliert und schließlich auf Almosen angewiesen ist. Doch über allem wacht die gute Fee Cheristane.
Shakespeares "Viel Lärmen um Nichts" besteht aus schlagfertigen Dialogen, komplizierten Wortspielen, extravaganten Geistesblitzen und sexuellen Anzüglichkeiten. Die Hauptfiguren werden durch unwahre Berichte anderer wie auch durch eigene falsche Eindrücke - durch "nichts" also, zu ihren Handlungen veranlasst.
"Nach Moskau ..." - eine Stadt wird in Tschechows "Drei Schwestern" zum Inbegriff menschlicher Sehnsüchte und Träume von Glück. Auf den ersten Blick führen Mascha, Olga und Irina, die in einer kleinen Provinzhauptstadt wohnen, kein schlechtes Leben. Doch die Jahre vergehen, Verzweiflung und Resignation entstehen.
"Der Kaufmann von Venedig" ist nicht nur ein Stück über einen Juden, sondern auch ein Stück über Geld und über eine Geldgesellschaft. Gert Voss macht aus der Symbolgestalt des Erniedrigten den Mann von nebenan. Der Mythos vom gepeinigten Juden bekommt beklemmende Realität, eine Heutigkeit, die beunruhigt.
Gleich zwei ehemalige Geliebte hat sich der junge Baron Jaromir auf seinen Landsitz eingeladen. Früher hat der Diener Theodor seinem Herrn bei dessen amourösen Abenteuern beigestanden, aber dass die nun in der Ehe fortgesetzt werden sollen, empört den Diener zutiefst. Durch Intrigen vereitelt er die Pläne seines Herrn.
Im Jahr 1391 erschlägt der gepeinigte Knecht Klaus seinen Gutsherrn und flieht nach Stralsund. Er nennt sich nun Störtebeker und macht sich einen Namen als erfolgreicher Kaperfahrer. Sein Leben soll nie von längeren friedvollen Phasen geprägt sein - Krieg und Verfolgung treiben ihn immer weiter voran.
Illyrien droht in der Melancholie zu versinken, als Viola nach einem Schiffbruch in die Stadt kommt. Als Mann verkleidet tritt sie in die Dienste des Herzogs Orsino und verliebt sich in ihn. Orsino selbst brennt für die Gräfin Olivia, die wiederum Gefallen an dem neuen Bediensteten des Herzogs findet.
Leander Haußmann wagt sich an den ganz großen Theaterstoff: Seine Verfilmung des Schiller-Werks rund um Liebe und Tod überträgt den Bühnenstoff mit einer Top-Besetzung ins Fernsehen. Ferdinand weigert sich, eine arrangierte Ehe einzugehen, doch seine wahre Beziehung scheitert an einer bösen Intrige.
1944 erhielt der Komponist Hans Krása im KZ Theresienstadt den Befehl, mit den Kindern des Lagers eine Oper aufzuführen. Die Nazis brauchten einen Propagandafilm und ein Projekt, das sie dem internationalen Roten Kreuz zeigen konnten. Nach dessen Besuch wurden alle Mitwirkenden deportiert und ermordet.
Mit einem kurzweiligen, witzigen Fußtheater wird die Geschichte des gestiefelten Katers erzählt: Kater Kasimir ist das Erbe des freundlichen jüngsten Müllerssohnes Willibald. Das schlaue Tier bringt seinem Herrn die Freundschaft des Königs, die Liebe der Prinzessin, ein Schloss und einen Grafentitel ein.
Mittels eines originellen Fußtheaters wird die Geschichte des Froschkönigs erzählt: Der schönen Prinzessin fällt ihre goldene Kugel in den Brunnen, und der Froschkönig bringt sie ihr zurück. Sobald sie die Kugel wieder hat, vergisst die Prinzessin ihr Versprechen, doch der Froschkönig ist hartnäckig.
Wo die Liebe hinfällt, gibt es meistens früher oder später Probleme. Das zeigen auch die heiteren Episoden des Fußtheaters auf dieser DVD: Eine alternde Chansonette beginnt eine nicht ungefährliche Affäre, ein Fischer macht den Fang seines Lebens und ein kleiner Zauberer hat internationalen Erfolg.
Hier kommen die Füße zum Einsatz: Das Fußtheater erzählt die Geschichte des tapferen Schneiderleins. Das hat vor gar nichts Angst, denn es hat sieben Fliegen auf einen Streich getötet. Was können ihm da Riesen, Wildschweine, Einhörner oder die Ehe anhaben, zumal er die Pflaumenmusverkäuferin sehr verehrt?
Im Seminar im Musischen Zentrum Wien, das hier gezeigt wird, interpretieren die Teilnehmer die fünfte Szene aus Bertolt Brechts "Die Ausnahme und die Regel" als Lehrstückspiel immer wieder neu. Da der Text stets derselbe ist, bleibt nur die körperlich-geistige improvisierende Haltung für die Einfärbung.
Die Künstlerin Anne Klinge interpretiert Mozarts Zauberflöte neu als Fußtheater: Virtuos verwandelt sie ihre Füße in die vertrauten Personen, lässt Pamina und Tamino, Papagena und Papageno, die Königin der Nacht und Sarastro aufeinandertreffen. Untermalt wird das Spiel von Ausschnitten der Originaloper.
Franz Grillparzers Lustspiel von 1838 hat schon viele Interpretationen und Neuauflagen erlebt. Die vorliegende Fassung nimmt der ursprünglichen Komödie etwas von ihrer Leichtigkeit - die Zuschauer erleben das Stück als Drama über die schwelende Gewaltbereitschaft im vermeintlich zivilisierten Europa.
Liliom, der Jahrmarktsgehilfe, der aus Unkenntnis des Lebens zum Verbrecher, aus Scham vor der Geliebten und dem noch ungeborenen Kind zum Selbstmörder wird, in ein Jenseits kommt, im Fegefeuer gesänftigt wird, und dennoch die Kraft hat, seine Hinterbliebenen im Tiefsten zu versöhnen.
Die erste Box "Großes Berliner Theater" mit drei DVDs umfasst sechs spannende Inszenierungen der großen Berliner Bühnen zwischen 1980 und 1990: "Blaue Pferde auf rotem Gras", "Der zerbrochene Krug", "Der Hauptmann von Köpenick", "Diktatur des Gewissens", "Nathan der Weise" und "Die Übergangsgesellschaft".