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Materialtyp:
Film (Theater)
Gesamtspielzeit: 110 Minuten Produktionsjahr: 2009
Regie: Ernst LotharStudio, Verleih, Vertrieb: POLAR Film + Medien GmbH
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchGSprachen: Deutsch
Robert Lindner, eleganter Charmeur und philosophischer Dandy, spielt den "Anatol", an seiner Seite Wolf Albach-Retty als ironisch-heiterer "Max". Und mit Käthe Gold, Christiane Hörbiger, Paula Wessely Johanna Matz und Blanche Aubry ist eine hochkarätige Damenriege versammelt, die den notorischen Verführer augenzwinkernd an seine Siege glauben läßt: denn Cora, Berta, Ilona und all die anderen haben die Fäden, an denen Anatol zu ziehen meint, selbst fest in der Hand.
Schnitzler hat mit Vorliebe das Problem der Ehe, oder geradezu des Ehebruchs, in die Mitte seiner größeren Dramen gestellt. Das andere Hauptmotiv seiner theatralischen Produktion dagegen ist ganz wienerisch und drückt unverkennbar die leidenschaftliche Vorliebe fürs Theater aus, in der sich in Wien hundertfünfzig oder zweihundert Jahre lang alle Stände, vom Fürsten bis zum Fiakerkutscher, fanden und verstanden: Ich meine das "Theater" als Symbol, das "Theater", welches alle Lebenden, indem sie sich voreinander zur Schau stellen, einander wechselweise bereiten, die Komödie der Worte, der Gebärden und der sozialen Handlungen, die großen und kleinen Szenen, mit denen man einander in der Liebschaft wie im Salon oder in der Politik aufwartet... Aus alledem hat Schnitzler in den geistreichsten Kombinationen und Permutationen der Motive das Triebwerk seiner größeren und kleineren Stücke zusammengestellt, und darin, gerade im Aufbau und im Antrieb dieser kleinen, aber sehr subtilen Maschinen, war er mehr Künstler, geistreicher und klüger, als die meisten deutschen Theaterautoren der letzten hundert Jahre - das Entscheidende aber und das internationalen Wert Gebende liegt nicht in diesen struktiven Elementen, sondern im Dialog, der immer lebendig, in einer sehr künstlichen Weise scheinbar natürlich und absichtslos dahinfließt und in welchem die Figuren einander gegenseitig analysieren und oft sehr tiefe Untergründe des Denkens und Fühlens bloßlegen, während das Gespräch fortläuft, als ob es nur um seiner selbst willen da wäre, das heißt, um sowohl die Personen auf der Bühne als auch die im Zuschauerraum zu amüsieren. Die eigentliche Welt seiner Stücke ist die Welt eines bestimmten gebildeten, oder, um es richtiger zu sagen, intellektuellen Bürgertums: Künstler, Musiker, Ärzte oder wohlhabende junge Männer einer nicht ganz determinierten sozialen Atmosphäre und ihre Frauen oder vorübergehenden Lebensgefährtinnen sind die Figuren, die wechselweise ihr inneres Leben, ihre Aspirationen, Egoismen und Resignationen entschleiern, und die Sprache, in der sie es tun, ist, bis auf einzelne mehr scherzhafte Ausnahmen, eine sehr gebildete, scharf pointierte, an Reflexen und geistreichen Formeln reiche Sprache dieser bestimmten sozialen Gruppe - ich möchte nicht sagen "Clique", denn diesem Wort haftet der herabsetzende Sinn an, aber das Wort "Schichte" oder "Stand" wäre zu weitgreifend: Es handelt sich um eine ganz bestimmt soziale Nuance und mentale Nuance zugleich, die sehr charakteristisch bleiben wird für die Zeit zwischen 1890 und dem großen Krieg und die man vielleicht später einmal kurzweg die Schnitzlersche Welt nennen wird, wie man eine gewisse Gesellschaft der Louis-Philippe-Zeit, die nie genau so in der Realität existiert hat, die Balzacsche Welt nennen muß.
Hugo von Hofmannsthal
Sek I & II, ab Klasse 9, Erwachsenenbildung
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